Barockes Erlangen
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Obgleich bereits 1002 erstmals erwähnt, gewann Erlangen erst 1686
durch Gründung der Neustadt durch Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Kulmbach
seine heutige architektonische Bedeutung.
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Hintergrund war die Ansiedlung von Hugenotten, protestantischen
Flüchtlingen aus Frankreich, die hier Asyl fanden.
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Ideale Stadtanlage am Beispiel Erlangens
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Die Stadtanlage der Erlanger Neustadt veranschaulicht greifbar die Ideen barocker Stadtplanung. Auffallend an der Neustadt ist die streng geometrische,
planmäße Anlage mit ihren rechtwinklig angelegten Straßenzügen. Vergleichbare Grundrisse
haben zum Beispiel Karlshafen in Nordhessen (mit ähnlichem zweistöckigem Haustyp)
und Neu-Isenburg bei Frankfurt am Main.
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Weitere Beispiele für barocke Planstädte mit rechtwinkligem Straßenmuster
sind Ludwigshafen und Hanau. Immer jedoch ist die Residenz unmißverständlicher Bezugspunkt der Stadtanlage. Besonders
eindrucksvoll ist dies in Versailles und Karlsruhe ausgeprägt, wo die Straßen sternförmig auf das
Schloß zulaufen.
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Das Stadtbild wird von zweigeschossigen Handwerkerhäusern geprägt.
Sogenannte Richthäuser mit Zwerchgiebeln akzentuieren das Straßenraster an den Eckpunkten;
von ihnen sind allerdings nur wenige erhalten. Dazwischen verteilen sich Monumentalbauten wie Kirchen, Schloss,
Theater und Adelspalais. Das grüne Zentrum der Stadt bildet der Schlossgarten.
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Schloss und Schlossgarten in Erlangen
1700/04
Antonio della Porta
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Das markgräfliche Schloss ließ Markgraf Christian Ernst von Bayreuth-Kulmbach
als schlichten Quader mit einem Mittelrisalit von vier Fensterachsen erbauen. Über dem als Sockel mit rustizierten
Sandsteinquadern gestalteten Erdgeschoss erheben sich zwei Stockwerke, die in einer Kolossalordnung mit
Pilastern zusammengefasst sind. Die wenig plastisch wirkende Fassade lockern vor allem die
Figurplastiken auf, die den Mittelrisalit bekrönen, und die - barock-absolutistischen Ideen
entsprechend - der antiken Mythologie entnommen sind.
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Im Inneren der ehemaligen Residenz ist keine Ausstattung mehr erhalten.
Das Gebäude dient als Sitz der Universitätsverwaltung.
Bezugnehmend auf das Schloss erstrecken sich die geometrisch angeordneten
Straßenzüge. Dabei wurden Sichtachsen wie hier der Blick auf die Altstädter Kirche bewusst in die Planung mit einbezogen.
Zum Schlosskomplex gehört auch das 1715-1718 erbaute markgräfliche Residenztheater, dessen erhaltenen Innenraum
Giovanni Paolo Gaspari 1743/44 neu gestaltete.
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Im Schloßgarten ist die halbrunde Orangerie von 1705/06 zu finden,
die auf Gottfried von Gedeler zurückgeht. Davor liegt der Markgrafenbrunnen inmitten von Flanierwegen.
Der Park ist nicht mehr im barocken Originalzustand, sondern wurde später nach englischem Vorbild umgestaltet.
Seit dem Ende der Markgrafenzeit gehört der Garten zur Universität. Auch sie ließ noch
Kleinarchitekturen hinzufügen wie den jugendstilzeitlichen Rückert-Brunnen.
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Vis-à-vis der Orangerie steht der Torso der ehemaligen Concordienkirche,
1708 ebenfalls von Gottfried von Gedeler erbaut. Deutlich wird dies am Portal, das demjenigen der
Orangerie nahezu gleicht. Das Erscheinungsbild des Gebäudes ist so seit 1896.
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Palais Egloffstein
1718
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Nachdem die markgräfliche Residenz in Erlangen gegründet war, schickte sich
auch der Landadel an, sich um den Fürsten zu scharen - entsprechend dem Idealbild
des Absolutismus. Die Egloffsteiner nahmen einen halben Block in Anspruch, um ihr Stadtpalais
zu errichten. Die U-förmige Dreiflügelanlage paßt sich äußerlich dem
in der Markgrafenstadt herrschenden Haustypus an und fällt mehr durch seine Ausdehnung auf.
Nur ein Mittelrisalit mit Mansarddach kennzeichnet in auffälliger Weise die Besonderheit des
Anwesens; in dem Mittelteil befindet sich ein Saal. Im Treppenhaus finden sich Stuckverzierungen.
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Barocke Kirchenbauten in Erlangen
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Hugenottenkirche
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Durch das Nebeineinander von Hugenotten und einheimischer Bevökerung hat sich in Erlangen die
Notwendigkeit mehrerer größerer Kirchenbauten ergeben.
Interessantester Kirchenbau Erlangens ist die evangelisch-reformierte Pfarrkirche am Hugenottenplatz.
Bis 1920 beherbergte sie die französisch-reformierte Gemeinde.
Deswegen wird sie auch "Hugenottenkirche" genannt. Das Gebäude ließ der Markgraf
für die Einwanderer 1686-1693 wohl von Johann Moritz Richter erbauen. Es war das erste
Gebäude in der Erlanger Neustadt. Zunächst hatte es keinen Turm, sondern einen Mittelrisalit
mit vier Pilastern, wodurch sich zusammen mit der querrechteckigen Auslegung des Saales ein tempelartiger
Eindruck ergab - die Hugenotten nannten die Kirche auch "le temple". Der Turm entstand 1732-36.
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Die architektonische Bedeutung der Hugenottenkirche folgt aus ihrer Auslegung als Zentralbau mit einem
einheitlichen Betsaal - in dieser Form und mit diesem geschichtlichen Hintergrund wohl einmalig in
Europa. Der Kirchenraum bildet zusammen mit dem Gemeindesaal eine bauliche Einheit, die einen Innenhof
umfasst und so einen ganzen Straßenblock ausnutzt. So fügt sich der Bau trotz seines
besonderen Zwecks in die rasterhaft
neu angelegte Stadt perfekt ein.
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Andere Kirchen, wie die spätere Universitätskirche,
unterbrechen bereits mit dem von ihnen beanspruchten Außenraum den beabsichtigten Rhythmus.
"Ein Moment an der Schwelle des Stilbarock, ohne selbst die wirkliche Sprache dieses Stiles angenommen zu haben"
(Erich Storch).
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Universitätskirche
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Der größte barocke Sakralbau in Erlangen ist die
Ev.-luth. Neustädter Pfarrkirche (Universitätskirche), ca. 1720 - 1737 errichtet.
Der Turm wurde erst 1765 fertig, der Helm 1830 aufgesetzt.
Als Architekt wird Johann David Räntz angenommen.
Das Ornament (Triglyphengebälk wie an antiken dorischen Tempeln) weist auf den strengen
französischen Stil hin, der den Klassizismus vorbereitet(vgl. Ba-Wü). Ungewöhnlich
für neu errichtete protestantische Kirchen ist die Ausstattung mit Wandbildern.
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Altstädter Kirche
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Die "Altstädter Kirche" oder Dreifaltigkeitskirche wurde von 17611-1721 errichtet. Architekt war
vermutlich Gottfried von Gedeler, der in Erlangen auch viel anderes schuf. Interessant ist der polygonale
Chorschluss, der an die Gotik erinnert. Schön ist die Westfassade mit dem Turm.
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Christuskirche
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Ehem. deutsch-reformierte Christuskirche, jetzt Gemeindesaal. 1728-34,
möglicherweise von Joh. David Räntz entworfen.
Korinthische bzw. Kompositkapitelle an den Portalpilastern. Ionische Pilaster am
umlaufenden Hauptgesims. Die Kirche blieb unvollendet: Der Turm ist ein Stumpf.
Die Kirche hat nur ein einziges nach außen kenntlich gemachtes Geschoß.
Das weist bereits auf den Klassizismus hin, der von der bewegten Über-/Unterordnung
in den Fassaden Abstand nimmt und Vereinheitlichungstendenzen zeigt.
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Sophienkirche
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Ritterakademie mit Sophienkirche (1700), heute nur noch Verkleidung erhalten. Im Inneren moderne
Betonkonstruktion.
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