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Epoche:
Gegenwart
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Bayernstraße 110
2000-2001
Günther Domenig
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Der Umgang mit dem Nazi-Erbe auf dem ehemaligen
Reichsparteitagsgelände ist eine der anspruchsvollsten städtebaulichen
Aufgaben Nürnbergs.
Lange Zeit sah es so aus, als ob man sprachlos wäre hinsichtlich der verfallenden
steinernen Giganten, die seit 1973 unter Denkmalschutz stehen.
Aber es war zunächst besser, die im Laufe der Nachkriegszeit entstandene funktional-alltägliche
Nutzung bestehen zu lassen. Mit dem projektierten Einbau eines Fußballstadions oder eines
Freizeitzentrums (1987 geplant) in den Kongresshallentorso, hätte man
den Anforderungen dieser Stätte nicht gerecht werden können.
Mit der jetzt verwirklichten Lösung eines Informations- und Dokumentationszentrums
scheint die Stadt endlich eine architektonisch angemessene Aussage auf die Gewaltarchitektur
der NS-Zeit erhalten zu haben. Der Erfolg des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände zeigt,
dass man nach langjähriger Suche nicht nur einen Ansatzpunkt gefunden hat,
um das Thema überhaupt anzugreifen, sondern dies auch gelungen ist. Dazu hat zu einem wesentlichen Teil
die niveauvolle architektonische Lösung beigetragen, die den Anspruch kompromissloser Aufklärung
verdeutlicht. In dekonstruktivistischer Manier hat der Architekt den nördlichen Kopfbau des "Kolosseums", wie der
Kongresshallen-Torso
auch genannt wird, mit Ausstellungs- und Schulungsräumen ausgebaut.
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Foto: Uwe Kabelitz
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Das wichtigste Element des Neubaus ist als zentrale Idee des Entwurfs
ein langer, als Gang fungierender Pfahl, der das alte Gebäude durchbohrt und so den kritischen
Umgang mit der eigenen Vergangenheit versinnbildlicht.
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