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Epoche:
Klassizismus
Gartenpavillion "Apollotempel"
Um 1820/1830
Äußere Cramer-Klett-Straße 12
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Der Apollotempel, der heute
ein Marionettentheater beherbergt, steht im Cramer-Klett-Park, der sich zwischen der Sebalder
Altstadt und der Vorstadt Wöhrd erstreckt. Hier lagen einst die "Gärten bei
Wöhrd".
Wie kaum ein anderes Bauwerk in Nürnberg dokumentiert der Apollotempel die Ideen des
Klassizismus. Kleine Tempel wie dieser entstanden häufig in Englischen Gärten, die in ihrer
unregelmäßig-natürlichen Art im Gegensatz zu den italienischen und französischen
regelmäßen Barockgärten standen und diese im Laufe des 18. Jahrhunderts ablösten,
ausgehend von England. Die Stilentwicklung ist dabei kulturgeschichtlich parallel zu Aufklärung
und Klassik zu betrachten.
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Zurück zum Apollotempel: schon
die Widmung eines Tempels an einen griechische Halbgott zeigt den Bezug zur Antike.
Apollo(n), ein Sohn
des Zeus, Gott der Weissagung, der Heilkunst und des Lichts, wird auch dem Sonnengott gleichgesetzt.
Auch die Formensprache des kleinen Gebäudes ist klassisch.
Die äußere Form entspricht einem überkuppelten
Rundtempel mit Eingangs-Vorbau. Die Römer entwickelten den Rundbogen und die Raumwölbung,
als wichtigster Kuppelbau gilt das Pantheon in Rom (begonnen 118 n. Chr.). Auch dieses hat eine - allerdings offene - Vorhalle,
die mit einer Säulenarchitektur eine Schaufassade bildet.
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Ungleich kleiner als das Pantheon ist der Apollotempel, auch sind bei ihm die Formen vereinfacht.
Es gibt keine Säulenhalle, sondern nur Wandpfeiler (Pilaster) rechts und links der Türe, die wenig aus der Fläche
hervortreten. Die zugehörigen Kapitelle sind in Anlehnung an dorisch-griechische Vorbilder gestaltet.
Das Oberlicht der klassizistischen Türe rahmt ein Bogenlauf (Archivolte) ein.
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Im Inneren präsentieren sich viele antikisierende Stilelemente. Die Kuppel wird von einem inneren
Säulenumgang getragen, darüber finden sich passende Zierformen in Stuck. Die Kuppel ist innen
kassettiert (wie auch das Pantheon).
Die Frauengestalt auf der Laterne der Kuppel, wohl eine Fortuna, paßt zwar in ihrer goldenen Fassung zum Halbgott,
ist aber eine Zutat aus der Zeit des Nationalsozialismus: Philipp Kittler schuf die Figur 1934.
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Klassizistische Bauwerke sind rar in Nürnberg. Deswegen ist der Apollotempel mit seiner kultivierten,
sachlich-kühlen Architektur ein besonderes Kleinod.
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Literatur- und WWW-Hinweise:
- Bericht in: Nürnberger Altstadtberichte 28 (2003), S. 8f.
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