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Epoche:
Renaissance
Ehem. Zeugmeisterhaus ("Zeughaus")
Pfannenschmiedsgasse 24
Karte im Stadtplandienst Nürnberg
1588
Hans Dietmair
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Das heutige als "Ehemaliges Zeughaus"
bekannte Gebäude ist nur ein winziger Rest der Gesamtanlage der einstigen
reichsstädtischen Zeughäuser.1
Sie dienten als Aufbewahrungsort des umfangreichen Waffenarsenals
der Stadt Nürnberg.2
Bei dem noch bestehenden Bauteil handelt es sich um den früheren Torbau, in dessen
ersten Obergeschoß sich in früheren Zeiten die Wohnung
des Zeugmeisters befand.3
Diese Funktionen erklären auch die besonders represäntative Gestaltung des Gebäudes,
denn bis auf ein reizvolles, früher oft fotografiertes Treppentürmchen und ein Portal
waren die eigentlichen Lagergebäude schmucklos und zweckmäßig.
So ist das zweigeschossige, kompakte Torgebäude komplett in
rustizierten Sandsteinquadern ausgeführt, einer in der Renaissance beliebten Gestaltung.
Zwei Türme mit Zwiebelhelmen - ein in Nürnberg zur Bauzeit sicher seltenes Baumotiv -
flankieren das Eingangsportal, über dem ein Wappendreiverein
angebracht ist. Der wehrhafte Eindruck unterstreicht die ursprüngliche
Bestimmung des Hauses.
Nordwand des Zeugmeisterhauses mit geschweiftem Giebel und profilierten Rundbogenfenstern
Im Krieg brannte das Gebäude aus und wurde daraufhin wiederhergestellt.
Allerdings mutet die herumgebaute Kaufhausarchitektur - früher Hertie, jetzt das
noch weniger ansehnliche Einkaufszentrum "City-Point"
- rücksichtslos an. Nichts deutet hier mehr auf die ehemalige bedeutende
Gesamtanlage hin. Das Baudenkmal ist heute zu einer aus dem Zusammenhang gerissenen
Staffage degradiert. Es bleibt zu hoffen, daß in Zukunft eine besonnere
Planung gelingt. Immerhin beruht die Attraktivität der Nürnberger Innenstadt
in besonderem Maße auf den kulturellen Leistungen ihrer Vergangenheit -
was einen gesteigerten Qualitäts- und Sorgfaltsmaßstab rechtfertigt.
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Der Wappendreiverein ziert die rusizierte Fassade des Zeugmeisterhauses. Hinter den Fenstern im
ersten Obergeschoß wohnte der Zeugmeister
Interessant ist, daß die Zeughäuser auf dem Zwinger der
vorletzten Stadtbefestigung standen. Das erklärt auch den langen und schmalen Zuschnitt
des Baukomplexes, der sich von dem noch bestehenden Kopfbau bis zur
Färberstraße hinzog.
Die Gebäude erreichten, von ihrem Bauvolumen her betrachtet,
eine "fürstliche Residenz".4
Die riesigen Anlagen waren ursprünglich (und wohl auch gleichzeitig mit der Arsenalnutzung)
Kornspeicher, die bis zu ihrer Zerstörung
im zweiten Weltkrieg noch als Hopfenlager der
in Nürnberg ansässigen, weltweit führenden
Hopfenhändler genutzt wurden. Seit über 100 Jahren befindet sich in dem Kopfbau des Zeughauses
eine Polizeistation.5
Ostfassade des wiederaufgebauten Zeugmeisterhauses an der Pfannenschmiedsgasse,
direkt neben einer
Shopping-Mall (rechts)
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1 v. DOTZAUER, Generalmajor a. D.: Das Zeughaus der Reichsstadt Nürnberg, in: MVGN 16 (1904), S. 151 ff. (152).
2 Mitte des 18. Jh. war offenbar noch Ausrüstung für 18.000 Mann gelagert,
vgl. KEYSSLER, Johann Georg: Johann Georg Keysslers ... Neueste Reisen durch Deutschland, Boehmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen, N. Foerster Verlag, 1751, S. 1393.
3 A. a. O. (Fn. 1)., S. 153.
4 So die Beschreibung in: OSTERHAUSEN, Johann Karl: Neues Taschenbuch von Nürnberg, Nürnberg 1819-1822, S. 95.
5 A. a. O. (Fn. 1)., S. 178
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