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Epoche:
Renaissance
Pellerhaus
Egidienplatz 23
Karte im Bayernatlas
1602-1605
Jakob Wolff d. Ä.
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Das Pellerhaus am Egidienplatz war vor seiner
Zerstörung
das beste und prachtvollste Beispiel für die Architektur der deutschen
Renaissance. Erbaut wurde es im damals so genannten "italienischen"
Stil nach Plänen von Jakob Wolff dem Älteren. Hintergrund der Entstehung dieses Gebäudes
ist der Reichtum der Handelsgesellschaft Viatis-Peller, welche eines der größten Vermögen
in der damaligen Zeit besaß. Bartholomäus Viatis ließ das Haus für seinen Schwiegersohn
Martin Peller errichten.
Hofansicht heute
Das Anwesen gliederte sich, wie bei Nürnberger Bürgerhäusern üblich, in ein Hauptgebäude,
einen Nebentrakt und ein Rückgebäude, die einen Hof einschließen.
Der kreative Umgang mit den örtlichen Bauvorschriften zeigt sich anhand der Fassade.
Trotz der vorgeschriebenen traufständigen Ausführung konnte eine repräsentative
Giebelfassade entstehen, da man ein nur wenig schmäleres Zwerchhaus mit der Fassade gestalterisch
gelungen verband.
Atemberaubend schön war der Hof des Pellerhauses.
Foto: Bildarchiv Foto Marburg
Der in der Nachkriegszeit (1956/57) erfolgte Wiederaufbau von Fritz und Walter Mayer ist umstritten.
Noch heute gehen die Meinungen darüber auseinander. Während der Neubau unter Verwendung alter Teile
zum Teil als gelungene zeitgemäße architektonische Lösung gelobt wird, betrachten andere
die unterlassene Wiederherstellung als den größten Fehler Nürnbergs in der Nachkriegszeit.
Letzterer Meinung schließt sich im Ergebnis auch der Verfasser an.
Zwar ist richtig, dass auch der bestehende Bau seine Qualität und einen Wert als Baudenkmal der Nachkriegszeit hat.
Auch wird die Leistung der Architekten Mayer für die von ihnen entwickelte Lösung nicht
in Frage gestellt.
Heutiges Erscheinungsbild
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Eingangshalle heute
Der Hof zählte zu den aufwändigsten in Nürnberg und war allseitig mit
Arkaden versehen. Die Fassade des Rückgebäudes stand derjenigen des Vorderhauses in ihrer
Schönheit in nichts nach. Sie zeigt, dass nicht nur nach außen repräsentiert wurde,
sondern das Pellerhaus, gerade auch mit seiner früheren Innenausstattung, ein Gesamtkunstwerk war.
Ehemaliger Treppenaufgang
Die frühere Pracht läßt sich nur noch anhand
weniger Überreste nachvollziehen. Erhalten bzw. rekonstruiert ist lediglich das Erdgeschoß mit Halle (s. Abb.), der Treppenturm und
ein Teil der Hofgalerie. An deren Brüstungen kann das Ringen der
Spät- und Nachgotik mit der Renaissance anhand der Verzierungen festgestellt
werden. Ein Teil der Innenausstattung des Pellerhauses wurde gerettet
und ist im Altstadtmuseum Fembohaus zu besichtigen.
Die berühmte Fassade bis 1945 Foto: Bildarchiv Foto Marburg
Die Qualitäten des Neubaus werden aber vor allem davon überschattet,
daß seine Errichtung den Wiederaufbau des Vorderhauses verhindert hat. Es handelte sich eben
nicht um irgend ein historisches, zerstörtes Gebäude, sondern ein einzigartiges.
Das Pellerhaus war sogar ein so herausragendes Beispiel der Architekturgeschichte, dass es auch
heute noch als kunsthistorisches Beispiel herangezogen wird.
Seine ursprünglich international überragende Bedeutung lässt es daher als Fehler
erkennen, beim Wiederaufbau Kompromisse einzugehen. Mit dem heutigen "Pellerhaus" hat
sich vor allem die Nachkriegsgeneration ein Denkmal gesetzt.
Viele Jüngere können nicht nachvollziehen, wie es zu dieser Entscheidung kommen konnte.
Hätte man die Ruine unangetastet gelassen, hätte es
vielleicht eine Chance gegeben, das Anwesen wieder aufzubauen, so wie es die Dresdner mit ihrer
Frauenkirche getan haben.
So wurde den späteren Generationen die Chance genommen, eine künstlerische Schöpfung
von Weltrang in Ausführung zu erleben.
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WWW-Verweise und Literaturhinweise
- BACH, Ruth: Das ehemalige Pellerhaus in Nürnberg, Erlangen 1984 (Mag.-Arb.)
- BARTETZKO, Dieter: Das Wunder von Nürnberg. Auferstanden aus Ruinen: Ein Jahrhundertbauwerk Deutschlands - das verkannte und vergessene Pellerhaus; in: FAZ vom 30.12.1999
- BÜCHNER, Dieter: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Nürnberg 1995 (Stadtarchiv); Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 55
- LEMPKE, Wayne: Reconstructing the Peller Palace. In: Nürnberger Zeitung vom 22.07.2006
- SCHAFFER, Reinhold: Das Pellerhaus in Nürnberg, Nürnberg-Berlin, o. J. [1934]
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