Die Burg zu Nürnberg
Burg 1-18
Karte im Stadtplandienst Nürnberg
11.(?)-16. Jh.
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Die Nürnberger Burg thront über der Stadt. Sie ist Orientierungspunkt
und krönender Abschluss der städtebaulichen Anlage Nürnbergs.
Die über dem Häusermeer auf einem Sandsteinfelsen thronende,
vielfach und oft pathetisch beschriebene
Burganlage wirkt auch heute noch aus jeder Richtung gesehen eindrucksvoll. Ihre historische Bedeutung ermißt sich angesichts
der Tatsache, daß zwischen 1050 und 1571 alle deutschen Kaiser und Könige ihre Reichstage hier abhielten.
Die Burg, vom Spittlertorgraben aus gesehen: so malte sie schon Albrecht DürerFoto: Heinz Metzner
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Die Nürnberger Burg von Westen Foto: Heinz Metzner
Die heute vorhandene Anlage besteht im wesentlichen aus drei Teilen,
die unterschiedlichen Bauperioden entsprechen. Von Westen aus gesehen bilden die
Bauten der staufischen Kaiserburg (ab Mitte des 12. Jh. entstanden) einen kompakten Block
am rechten Bildrand. Mit den reichsstädischen Bauten (15./16. Jh.) am linken Bildrand
rahmen sie den freien Bereich in der Mitte ein, an dem sich bis 1420 die Burggrafenburg erhob,
welche aus einer salischen Königsburg (Mitte 11. Jh.) hervorging.1
Von dem archäologisch nachgewiesenen Vorgängerbau sind hingegen keine Reste mehr erhalten.2
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Zur Orientierung kann der folgende Übersichtsplan dienen:
LEGENDE:
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1 Palas
2 Kemenate
3 Innerer Burghof
4 Burgkapelle
5 Heidenturm
6 Inneres Burgtor
7 Tiefer Brunnen
8 Vorhof
9 Kastellanhaus
10 Sekretariatsgebäude
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11 Finanzstadel
12 Sinwellturm
13 Himmelsstallung
14 Hasenburg
15 Freiung
16 Burgamtmannshaus
17 Walpurgiskapelle
18 Fünfeckiger Turm
19 Kaiserstallung
20 Luginsland
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Nur wenig verändert im Laufe der Jahrhunderte hat sich
die Ansicht der Burganlage von den Feldern des Knoblauchslandes aus.
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Burggrafenburg |
Fünfeckiger Turm, auch "Alt-Nürnberg" genannt
Zur Burggrafenburg gehört in etwa der Bereich im Dreieck zwischen
Fünfeckigem Turm, Burgamtmannshaus und Walpurgiskapelle.
Turmanbau am Burgamtmannshaus
Die Walburgiskapelle, einst
Burgkapelle der Burggrafen, ist 1267/68 erwähnt. Das Turmuntergeschoss ist
romanisch; das gotische Maßwerkfenster wurde später eingefügt.
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Romanische Strukturen finden sich auf dem Burggelände am
Burgamtmannshaus, am Gebäde links der halbrunde Turm mit polygonalem Spitzhelm
könnte der Rest einer Barbakane gewesen sein. An der Burgfreiung kann man romanische Teile der ehemaligen Burgmauer der Burggrafenburg (rechts)
besichtigen.
Burgmauer zwischen Freiung und Burgamtmannshaus
Der Fünfeckige Turm
galt in seinen unteren
Geschossen lange als ältestes Bauwerk der Stadt; immerhin kann er dies in idealer Weise symbolisieren,
weswegen er auch "Alt-Nürnberg" genannt wurde. Der Turm soll als Bergfried
der salischen Burg, aus der die Burggrafenburg hervorging, noch im 11.
Jahrhundert errichtet worden sein. Die Nase, von der der Turm seinen Namen
hat, diente möglicherweise der effizienteren Verteidigung.
Burgamtmannshaus
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Walpurgiskapelle
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Kaiserburg |
Ab 1139 wurde die Kaiserpfalz durch Konrad III.
und Friedrich I. erbaut.
Romanische Baukunst zeigt vor allem die ungewöhnliche und kunsthistorisch
bedeutende doppelgeschossige
Burgkapelle der Kaiserburg, entstanden um 1200. In den beiden Untergeschossen des
sogenannten Heidenturms befinden sich die Chorräume der zwei Kapellen.
Deren Schmuckformen, die Bezüge zu überregionalen
romanischen Baudekmälern aufweisen, können romanische Baukunst
und Bauplastik gut veranschaulichen. Die untenliegenden Margarethenkapelle
vermittelt romanische Impressionen durch die gedrungenen Proportionen
und das selbst am Tage diffuse Licht.
Heidenturm und inneres Burgtor
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Burgkapelle, der Stadt zugewandte Seite
Die darüberliegende Kaiserkapelle
wirkt vornehm. Ihr zwei Stockwerke hoher Raum ist nahezu quadratisch.
Vier schlanke Säulen tragen das Gewölbe über den neun Jochen.
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Die Unterkapelle (Margaretenkapelle) mit romanischen Kapitellen, gegen Osten; das sog. Adlerkapitell,
eines der schönsten Beispiele romanischer Plastik in Nürnberg, befindet
sich an der südöstlichen Säule.
Foto: Bildarchiv Foto Marburg
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Die obere Kaiserkapelle der Burg in Nürnberg Foto: Bildarchiv Foto Marburg
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Sowohl am Heidenturm als auch an der Kapelle schmückt ein Rundbogenfries die Wand.
Rechts neben dem Portal der (unteren) Margarethenkapelle liegt ein Stück der
Außenwand des romanischen Palas frei.
Außenwand des Palas neben der Burgkapelle
Der staufische Bergfried aus dem
12. Jahrhundert heißt wegen seiner Form
Sinwellturm (vgl. mhd. sinwell rund, rundum). Die unteren Geschosse zeigen das ursprüngliche Buckelquader-Mauerwerk;
im 16. Jahrhundert wurde der Turm im oberen Teil erheblich umgestaltet.
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Südwand des im zweiten Weltkrieg stark zerstörten Palas
Südansicht der sog. "Himmelsstallung", im Hintergrund der Sinwellturm
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Reichsstädtische Bauten |
Erst im 14./15. Jh., also zur Zeit der Gotik, entstanden die
Gebäude der Reichsstadt Nürnberg,
Luginsland (1377) und
Kaiserstallung (1494-95).
Sie sind daher unter der Epoche Gotik zu finden.
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Nach wie vor beliebt ist die Ansicht der Kaiserburg vom Neutorgraben aus. Foto: Heinz Metzner |
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1 Vgl. Amtliche Denkmalliste.
2 Siehe zu den gegenwärtig aktuellsten
Forschungsergebnissen vor allem die Dissertation von FRIEDEL (2007).
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WWW-Verweise und Literaturhinweise
- BACHMANN, Erich: Kaiserburg Nürnberg - Amtlicher Führer. Nürnberg 1994
- FRIEDEL, Birgit: Die Nürnberger Burg. Geschichte, Baugeschichte und Archäologie. Petersberg 2007.
- FRIEDEL, Birgit / GROSSMANN, G. Ulrich: Die Kaiserpfalz Nürnberg, Regensburg 1999
- GROSSMANN, G. Ulrich: Die Kaiserburg zu Nürnberg. Literaturbericht und Forschungsstand. Werner Meyer zum 65. Geburtstag, in: Burgenbau im 13. Jahrhundert, München 2002, S. 83-98.
- MUMMENHOFF, Ernst: Die Abschließung der Stadt Nürnberg gegen die Burggrafenburg um 1362 und im Jahre 1367. In: MVGN 13 (1899), S. 260 ff.
- MUMMENHOFF, Ernst: Die Burg zu Nürnberg. Geschichtlicher Führer für Einheimische und Fremde (Nachdruck). Nürnberg 1997
- SALLEY, Victoria: Kaiserburg Nürnberg. München 2002
- SANGL, Sigrid / STRÖER, Franz (Ill.): Die Burg zu Nürnberg. Nürnberg 1988
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