1250-1550
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Der gotische Stil hat sich durch Ableitungen maurischer Baukunst über Spanien, Frankreich und
England im 13. Jahrhundert auch in Deutschland durchgesetzt. Kennzeichnend sind für die Gotik
vor allem das Aufwärtsstreben der Architektur, die Skelettbauweise
mit dem charakteristischen Spitzbogen und die damit einhergehende Verglasung der Wände.
In der Anzahl erhaltener gotischer Baudenkmäler spiegelt sich die Blütezeit Nürnbergs
im Mittelalter. Die günstige politische Entwicklung und der aufblühende Handel führten dazu,
dass die von vielen Kaisern des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation bevorzugte freien Reichsstadt zu
höchster Bedeutung kam. Die herrschende patrizische Oberschicht,
die den bürgerlichen Charakter der Stadtentwicklung prägte, sorgte mit dem parallel zum
wirtschaftlichen Erfolg steigenden Repräsentationsbedürfnis für eine hohe Nachfrage an
künstlerischen und architektonischen Leistungen.
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Gotisches Maßwerkfenster (Ostchor St. Sebald) |
SakralarchitekturDie gotische Architektur entwickelte sich aus dem Bau der Kathedralen; sie stehen schlechthin als
Symbol für die Gotik. Die Betrachtung der Kirchenbauten ist daher für das Verständnis der
Gotik besonders wichtig.
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"Wiederaufbau bleibt späteren Generationen vorbehalten": Moritzkapelle vor dem Schürstabhaus, seit 1313 an diesem Platz.
1944 zerstört. Foto: Bildarchiv Foto Marburg
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Der besondere Raumeindruck der gotischen Kirchen entsteht durch die Summe
der architektonischen Gestaltungselemente. Das eigentümliche, unwirkliche Licht in den gotischen Kirchen und Kathedralen wird durch die
farbigen Fenster erzeugt.
In Deutschland bildete sich eine eigene Sondergotik heraus, deren
größte Leistung die spätgotische Hallenkirche ist. Hierzu bietet Nürnberg
einzigartiges Anschauungsmaterial mit den Hallenchören von St. Sebald und St. Lorenz sowie der
Frauenkirche. Bereits 1816 ist mit der ehemaligen Augustinerkirche ein weiterer gotischer Hallenbau mit Netzgewölbe
von legendärer Schönheit abgerissen worden.
Die Bedeutung der gotischen Baudenkmäler für Nürnberg kann nicht
überschätzt werden, auch wenn sie hier nur in zu geringem Umfang behandelt werden können.
Reichsstädtische Bauten
Aus gotischer Zeit stammen wesentliche Teile der Nürnberger Stadtbefestigungen.
Die erfolgreiche reichsfreie Stadt ließ einige Großbauten errichten, die sich in Form
und Volumen durchaus ähneln, zum Beispiel Mauthalle, Unschlitthaus, Weinstadel, Kaiserstallung.
Vor dem Kriege zählte dazu noch der Peststadel sowie das ehemalige reichsstädtische Zeughaus (später Hopfenlagerhaus) am Kornmarkt.
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Stadtanlage und Wohnbau
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In Nürnberg waren die Bauformen schon bald vorgeschrieben, was zu einem einheitlichen Haustypus
führte. Geregelt war auch der Anbau von Chörlein und Dacherker. Es entstanden daher vor allem
nach innen gerichtete Hausanlagen um teils besonders reich ausgestattete Innenhöfe. Die
geschlossenen Straßenbilder vermittelten Geborgenheit und Sicherheit.
In der Perspektive von der Neutormauer aus verdeutlicht der
klassische Blick über den Tiergärtnertorplatz
auf die Burg die Wirkungen der mittelalterlichen Stadtanlage. Aus
schluchtartigen Gassen kommend eröffnen sich neue Blicke auf geschlossene
Plätze und vermitteln das Gefühl von Geborgenheit. Der Straßenverlauf
basierte dabei keineswegs auf Zufällen.
Adlerstraße 14/16
Trotz der fast völligen Zerstörung der Altstadt im zweiten Weltkrieg
kann an wenigen Plätzen noch heute nachvollzogen werden, daß
bis ins 15. Jahrhundert hinein die übliche Bauweise für Wohnhäuser
das Fachwerk war. Erst nach und nach ging man dazu über, Geschosse
und Fassaden in Sandstein aufzuführen.
Pilatushaus von 1489
Das Doppelhaus Obere Schmiedgasse 54/56 wird mit einer dendrochronologisch auf 1337/38 bestimmten Entstehungszeit
als eines der ältesten Häuser Nürnbergs angesehen. Ein typisches
Detail sind die Windschutzhauben auf den Schornsteinen.
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Blick über den Tiergärtnertorplatz zur Burg
Adlerstraße 14 und 16 zeigen, ungewöhnlich für Nürnberg, mit ihren Giebelseiten
zur Straße. Die Bauvorschriften sahen in der Regel traufseitige Stellung der Häuser vor. Umso
mehr wurde es ausgenutzt, wenn beispielsweise durch Ecksituationen ein Giebel sichtbar wurde
(siehe zum Beispiel das Fembohaus). Das Haus Adlerstraße Nr. 14
besitzt einen spätgotischen Backsteinlisenengiebel.
Das Grolandhaus, eines der bemerkenswertesten mittelalterlichen Wohngebäde, konnte den Waffen des 20. Jahrhunderts nicht viel entgegensetzen.
Foto: Bildarchiv Foto Marburg
Obere Schmiedgasse, Blick zum Tiergärtnertorplatz, Pilatushaus (rechts)
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Fenstererker des Grolandhauses mit Jahreszahl 1489
Foto: Bildarchiv Foto Marburg |
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Als am besten erhaltener Straßenzug des alten Nürnberg gilt die Weißgerbergasse
in der Sebalder Altstadt. Hier hat eine ganze Reihe von Fachwerkhäusern den Bombenhagel
des zweiten Weltkriegs überstanden. Die Gebäude sind zwischen dem Ende des 15. und dem Ende des
16. Jh. erbaut worden und dienten den Handwerkern, nach denen die Gasse benannt ist. |
Eines der ältesten Nürnberger Gebäude ist jahrelang von den
Altstadtfreunden mit großem Aufwand restauriert worden: Weißgerbergasse 10
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WWW-Verweise und Literaturhinweise
- FRIESER, Claudia: Zwei spätmittelalterliche Wirtshäuser in Nürnberg - Kleinfunde aus der Irrerstraße, Büchenbach 1999
- MULZER, Erich: Die Moritzkapelle oder: das Loch im Stadtbild, in "Nürnberger Altstadtberichte" Nr. 17, 1992
- http://www.petraschuster.de/nuernberg/geschichte/moritzkapelle.shtml
Zur Geschichte der abgegangenen Moritzkapelle
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