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Epoche:
Romanik
Nassauerhaus
Karolinenstraße 2
Karte im Stadtplandienst Nürnberg
ab Ende des 12. Jh.
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Das sogenannte "Nassauerhaus", eigentlich das Schlüsselfeldersche Stiftungshaus,
ist das letzte existierende romanische Turmhaus1 in
Nürnberg. Es wird angenommen, daß dieser Gebäudetyp während der Anfangszeit der
ausgeprägteren Stadtentwicklung ab dem 11. Jahrhundert als befestigter Wohnsitz eines königlichen
Ministerialen im Umkreis der Burg diente.
Südfassade in der Blickachse der Pfannenschmiedsgasse (1990)
Nach der Renovierung im 1. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts zeigen sich die Unterschiede wieder sehr deutlich.
Schon auf den ersten Blick fallen die verschiedenen Farben der verwendeten Natursteine auf.
Bei näherem Hinsehen zeigen sich weitere Unterschiede,
beispielsweise die glattere Oberflächenstruktur der
jüngeren Sandsteinquader und deren
größerer und regelmäßerer Zuschnitt, sowie die Ausführung der Fugen.
Ostfassade des Nassauerhauses mit gotischem Chörlein
Mit seiner ungewöhnlichen Form ist das Nassauerhaus eines der Symbole für Alt-Nürnberg.
Ein freier Nachbau des Nassauerhauses war sogar auf der Pan-American Exposition zu sehen, einer Weltausstellung in Buffalo (USA) im Jahr 1901.
Als "German Village" unter dem Motto "Alt Nurnberg" erfüllten die Modelle
dort sicher einige Klischees von der deutschen "Gemutlichkeit"
und Geschichtstiefe.3
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Südostecke des Nassauerhauses mit Engelsskulptur und Sonnenuhren
Charakteristisch ist der quadratische Grundriss, über dem sich ein massives Steingebäude erhebt.
Erdgeschoss und 1. Stock stammen noch von einem romanischen Gebäde
und gehen auf die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts
zurück. Das Mauerwerk dieser Geschosse unterscheidet sich in seiner Ausführung
deutlich von der Struktur der gotischen Obergeschosse von 1421-23 und 1431-37.
Gut erkennbar ist der Übergang vom romanischen zum gotischen Mauerwerk
Unterhalb des Dachansatzes sind steinerne Zinnen zu erkennen,
die die Wehrhaftigkeit des Hauses symbolisieren. Möglicherweise besaß auch der Ursprungsbau
solche Schießscharten. Unterhalb der Zinnen verläuft eine wappenverzierte Brüstung.
Ein nach Osten weisendes Sandsteinchörlein vervollständigt
das heutige, von gotischen Stilelementen geprägte Erscheinungsbild des Nassauer Hauses. Hinzuweisen
ist auch auf die 2006 wieder angebrachte Hausfigur eines betenden Engels.2
Nachbau des Nassauerhauses auf der Pan-American Exposition 1901 in Buffalo
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1 Ein weiteres bekanntes Turmhaus existierte bis 1945 an der Nordwestecke des Hauptmarktes. Seine Ruine wurde -
dem Geist der Nachkriegszeit entsprechend - der autogerechten
Verbreiterung der Waaggasse geopfert.
2 Vgl. DYBALLA, Katrin: Der Engel am Schlüsselfelderschen Stiftungshaus, in: Nürnberger Altstadtberichte Nr. 32/2007, S. 43 ff.
3 Siehe
http://ublib.buffalo.edu/libraries/exhibits/panam/immigrants/germans.html#midway
Weitere Literaturhinweise
- MUMMENHOFF, Ernst: Die Besitzungen der Grafen von Nassau in und bei Nürnberg und das sog. Nassauerhaus, in: MVGN 15 (1902), S. 1 ff.
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